STROMEINKAUF - 

eine größere Herausforderung denn je

Wenn du den Lichtschalter betätigst, erwartest du Licht. Der Strom dafür kommt zwar ständig ohne Unterbrechung aus der Leitung, muss aber von deinem Energieversorger eingekauft werden, um später auf deiner Stromrechnung zu stehen.

Steffen Schlakat-Hagemann | 7. Dez. 2023
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Wenn du den Lichtschalter betätigst, erwartest du Licht. Dieser einfache Akt wird jedoch von einer komplexen Kette von Ereignissen unterstützt. Einer der wichtigsten Aspekte dabei ist, dass dein Energieversorgungsunternehmen stets genügend Energie eingekauft hat, um sie dir zur Verfügung zu stellen. Dieser Prozess ist weit mehr als nur ein einfacher Kauf – er ist eine strategische Abwägung von Angebot, Nachfrage, Preisen und externen Faktoren wie dem Gaspreis.

Marktverständnis ist der Schlüssel zu günstigen Strompreisen

Es gibt unterschiedliche Marktplätze, auf denen Strom gehandelt wird, wie zum Beispiel der European Energy Exchange (EEX) in Deutschland. Hier werden Strompreise täglich festgelegt, basierend auf Angebot und Nachfrage. Wir beobachten diese Preise ständig, analysieren die Marktlage und versuchen, den besten Zeitpunkt für den Kauf von unseren Energiemengen zu finden.

Langfristige Verträge vs. Spotmarkt

Generell gibt es beim Energieeinkauf zwei Strategien. Bei der langfristigen Beschaffungsstrategie vereinbaren wir mit Großhändlern einen festen Preis. Die Verträge können mehrere Jahre laufen und bieten sowohl uns als auch dem Verkäufer finanzielle Stabilität und Versorgungssicherheit. Durch dauerhafte Verträge können zudem enge Beziehungen zu Lieferanten aufgebaut werden, was bessere Konditionen oder bevorzugten Zugang in Zeiten von Knappheit ermöglichen kann. Der Nachteil bei sinkenden und der Vorteil bei steigenden Preisen liegt außerdem auf der Hand: Eine langfristige Beschaffung reagiert nur träge auf Marktentwicklungen. Sinken Preise schnell, müssen wir weiterhin noch das teure Kontingent zu alten Preisen weiterverkaufen. Steigen die Preise schnell, haben wir noch für lange Zeit „günstigen Strom“ auf Vorrat.

Eine andere Beschaffungsstrategie ist der kurzfristige Einkauf auf dem so genannten Spotmarkt: Hier wird Strom für die unmittelbare Lieferung gekauft, oft für den nächsten Tag. Die Preise können hier sehr stark schwanken, je nach Angebot und Nachfrage. Die Beschaffung am Spotmarkt ist im Privatkund*innensegment oft eine Strategie von Billiganbietern, die keine Risiken scheuen. Denn hier lauern große Gefahren: Als Stadtwerk bieten wir unseren Kund*innen zumeist Verträge mit Preisgarantien von einem Monat bis hin zu zwei Jahren an. Anpassungen der Verträge müssen zwangsweise unter Berücksichtigung verschiedener Fristen formal nach festgelegten Prozeduren durchgeführt werden. Würden wir Strom am Spotmarkt immer nur in kleinen Mengen für den nächsten Tag einkaufen, geht das nur so lange gut, wie die Strompreise regelmäßig unter unseren Verkaufspreisen liegen. Steigt der Strompreis plötzlich stärker an, passiert das, was während der durch den Ukrainekrieg verursachten Energiekrise passiert ist: Versorger müssen Strom plötzlich viel teurer einkaufen, als sie ihn vertragsgerecht an ihre Kund*innen verkaufen dürfen. Die Folge: Den Versorgern geht erst das Geld aus und schließlich der Strom. Deshalb „erbten“ wir während der Energiekrise zahlreiche Kund*innen von insolventen Stromversorgern, die nur kurzfristig Strom beschafft hatten und ihre Kund*innen nicht mehr vertragsgemäß versorgen konnten. Wir planen im langfristigen Einkauf immer Sicherheiten mit ein, um Schwankungen im Bedarf und auch größere Kund*innenzuläufe durch zum Beispiel insolvente andere Stromanbieter auffangen zu können.

Der Stromeinkauf ist ein komplexer Prozess, geprägt von strategischen Überlegungen, Marktverständnis und der Abwägung zwischen langfristigen Verträgen und dem Spotmarkt. Während langfristige Verträge also Stabilität und Versorgungssicherheit bieten, ermöglicht der Spotmarkt kurzfristige Vorteile, birgt jedoch auch Risiken, besonders bei stark schwankenden Preisen. Die Energiekrise hat gezeigt, dass kurzfristige Beschaffungsstrategien Unternehmen in Gefahr bringen können, wenn die Strompreise plötzlich steigen. Eine vorausschauende Planung und der Einbau von Sicherheiten sind daher essentiell, um die Versorgung von Kund*innen zu gewährleisten.

Hier schreibt Steffen

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Steffen ist Pressesprecher und Leiter des Marketings bei den Ideenstadtwerken.

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