Ministerpräsident Stephan Weil besucht einzigartiges kaltes Nahwärmenetz der Ideenstadtwerke

Ministerpräsident Stephan Weil besuchte am 29.11.2023 das einzige und zukunftsweisende kalte Nahwärmenetz in Niedersachsen, projektiert und betrieben von den Ideenstadtwerken in Neustadt a. Rbge. 

Steffen Schlakat-Hagemann | 29. Nov. 2023
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Ministerpräsident Stephan Weil besuchte am 29.11.2023 das einzige und zukunftsweisende kalte Nahwärmenetz in Niedersachsen, projektiert und betrieben von den Ideenstadtwerken in Neustadt a. Rbge. Die neue Technologie zur Wärmeerzeugung zeichnet sich durch eine besonders effiziente Wirkungsweise aus. Der Spatenstich erfolgte im September 2019, in Betrieb ist es seit Februar 2020 und bewährt sich aktuell bereits im dritten Winter. „Das kalte Nahwärmenetz der Ideenstadtwerke ist einzigartig in Niedersachsen und zeigt, wie klimaneutrale Wärmeversorgung künftig in Deutschland gestaltet und die Wärmewende gelingen kann. Ich bin begeistert, wie gut die Technologie funktioniert und bei den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort ankommt“, so der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil.

Bei dem rund eineinhalbstündigen Termin überzeugte sich der Ministerpräsident von der Wärmetechnik und dem Gesamtsystem der kalten Nahwärme vor Ort. Außerdem gab es Einblicke in die Technikzentrale und einen Erfahrungsaustausch mit einzelnen Hauseigentümern*innen.

Aktuell profitieren von dem neuen Kohlenstoffdioxid-neutralen Wärmeversorgungssystem und dem 3.200 Quadratmeter großen Kollektor 12 Mehrfamilien- und 56 Einfamilienhäuser im „Klimaquartier am Rübenberge“. Im Winter lässt sich durch einen Bodenkollektor Wärme im Erdreich sammeln, die dann zentral zu Wärmepumpen in den Häusern geführt wird. Im Sommer lässt sich die Wärme aus den Häusern wieder ins Erdreich zurückführen – und die Gebäude können mit der Technologie in den heißen Monaten sogar gekühlt werden. „In Rekordzeit haben wir die Energieversorgung des Neubaugebietes geplant und mit der kalten Nahwärme komplett klimaneutral gestaltet. Es brauchte gerade einmal neun Monate vom Beschluss zur Realisierung. Wir sind damit anfangs ein Risiko eingegangen, da wir eine neue Technik der Wärmeversorgung eingesetzt haben. Sowohl Planung, Projektierung, Genehmigung, Bau, Hausanschlusswesen als auch das Vertriebs- und Vertragswesen mit Bauherren und Bauträgern sowie der anschließende Betrieb des Wärmenetzes waren herausfordernd. Wir sind stolz auf die Realisierung und auch auf die Realisierungsgeschwindigkeit“, so Dieter Lindauer, Geschäftsführer der Ideenstadtwerke. „Bedanken möchten wir uns beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen, kurz LBEG, die uns kritisch konstruktiv begleitet haben. Jetzt bekommen wir deutschlandweit zahlreiche Anfragen von anderen Kommunen, welche ebenfalls solche Netze realisieren möchten“, ergänzt Lindauer weiter.

Neustadts Bürgermeister Dominic Herbst ist ebenfalls überzeugt: „Wir sind sehr zufrieden. Wir konnten dank der Ideenstadtwerke als kommunaler Versorger vor Ort dieses Neubaugebiet deutlich umweltschonender energetisch erschließen. Das Zusammenspiel zwischen Stadt, Aufsichtsrat, Ideenstadtwerken, Stadtplanung und Projektbeteiligten hat hier sehr gut funktioniert. Wir sind damit sehr stolz, in Neustadt diesen mutigen Weg gegangen zu sein.“

Während der Energiekrise konnten die Wärmepreise der Hüttengelände-Bewohner*innen im Verhältnis zu den Gaspreisen stabil gehalten werden. Ingo Schlei, Leiter Energiedienstleistungen im Ideenstadtwerke-Konzern, weiß dazu mehr: „Die Stadtwerke bieten die Wärme aus dem Netz größtenteils als Contracting-Modell an. Wärmepumpe, Wärme aus dem Netz, Anschluss, Steuerung und Wartung: Alles kommt zu einem Preis aus einer Hand. Dabei liegen die Kosten pro Kilowattstunde Wärme ungefähr gleich auf mit den Kosten für eine Kilowattstunde Gas – nur fällt der Verbrauch aufgrund höherer Wirkungsgrade deutlich geringer aus. Ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche lässt sich aktuell für rund 100 bis 150 € monatlich beheizen, inklusive aller Kosten wie etwaiger Wartungen, Ökostrom für die Wärmepumpen und Netzinstandhaltung!“

Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde Wärme, erzeugt durch eine Gasheizung verursacht rund 260 Gramm Kohlenstoffdioxid. Die Sole-Wasser-Wärmepumpe am kalten Nahwärmenetz setzt null Gramm Kohlenstoffdioxid zur Wärmeerzeugung frei. Pro Jahr lassen sich mit der kalten Nahwärme 1,4 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro durchschnittlichem Einfamilienhaus einsparen oder sogar 5,6 Tonnen bei einem Mehrfamilienhaus mit vier Wohneinheiten. Wäre das Baugebiet mit Erdgas erschlossen worden, hätten 52 Millionen Buchen gepflanzt werden müssen, um den jährlichen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß zu kompensieren.

Der Name „kalte Nahwärme“ klingt zwar paradox, ergibt aber bei genauerer Betrachtung Sinn. Denn bei der Technologie erwärmt das Erdreich den Rücklauf aus den Wärmepumpen nur um wenige Grad. Das Glykolgemisch in den Kollektorrohren hat dabei schlicht die Umgebungstemperatur im Erdreich. So kommt es beim Transport der im Vergleich zu einer Raumtemperatur von 21 Grad recht „kalten“ Flüssigkeit kaum zu Verlusten. Ganz im Gegensatz zur Fernwärme, bei der die Temperaturen oft weit über der Umgebungstemperatur liegen und es daher zu Verlusten beim Transport über längere Strecken kommt.

Ein weiterer Vorteil der kalten Nahwärme: Nicht jedes Haus muss einen Bodenkollektor für eine Geothermie-Wärmepumpe bohren, was kostenintensiv und bei kleinen Grundstücken oftmals nicht möglich ist. Auch gibt es keine Häufung von Luftwärmepumpen, welche zu einer erhöhten Lärmemission führen können. Letztendlich ist von der Technologie bis auf eine kleine Pumpstation nichts sichtbar.

Teamleiter für Gas, Wasser und Wärmenetze sowie Gas-Wasser Meister Günter Beermann hat mit seinem Team die Ausführung geplant und begleitet: „Als Vorreiter ist es nie leicht, eine neue Technik einzuführen. Es gab wenig Erfahrungswerte, auf die wir vertrauen konnten. Trotzdem haben uns viel bewährtes Wissen aus den verschiedenen Bereichen unseres Konzerns sowie die Rückendeckung seitens Aufsichtsrat und Geschäftsführung bei der Umsetzung geholfen. Schließlich blicke ich persönlich ohne Reue zurück: So ein Netz würde ich jederzeit wieder bauen, das ist schon eine tolle Technologie“.

Ganz beendet ist das Projekt noch nicht: Zwei weitere Bauabschnitte des Quartiers werden zukünftig folgen - die Kollektorfläche wird sich dann fast verfünffachen.

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Fakten

Bauabschnitt 1

145 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern
12 Mehrfamilienhäuser
56 Einfamilienhäuser
Kollektorgröße: 3.200 qm, Kollektor 2 und 3 werden je 6.100 qm haben
Wärmeabsatz 2022: 744.000 kWh
Leitungslänge der Rohre im Gebiet (nicht Kollektor): 1,5 Kilometer
Verlegetiefe Kollektor: 1,5 Meter einlagig unter Regenrückhaltebecken

 

Planungen Endausbau

110 Wohngebäude
588 Wohneinheiten
Kollektorgröße: 15.400 qm
Zweilagige Verlegung der weiteren Kollektoren

 

Hier schreibt Steffen

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Steffen ist Pressesprecher und Leiter des Marketings bei den Ideenstadtwerken.

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